Pferdereha Wirtz

Wie du dein Pferd in 5 Schritten in die Tragfähigkeit bringst

Antje Wirtz • 26. August 2022

Tragfähig in 5 Schritten. Kann es wirklich so einfach sein?

KRAFTT-Konzept:
In 5 Schritten in die Tragfähigkeit: 

Seit über 2 Jahrzehnten beschäftige ich mich jetzt schon mit Pferdetraining. Zunächst nur mit dem „wie bringe ich einem Pferd etwas bei“ später auch „was macht dann auch wirklich Sinn“ bis zu „was hält ein Reitpferd gesund“.


All diese Erkenntnisse und Erfahrungen habe ich in ein Konzept gepackt, mit dem jeder sein Freizeitpferd zu einem stabilen, tragfähigen ausbilden kann. 

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Was ist das "KRAFTT-Konzept"?

In 5 Schritten geht es Stück für Stück voran. Alles kleinschrittig aufgegliedert. Ich habe das Rad hier nicht neu erfunden, sondern ergänzt, verfeinert und in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht. Das ist das KRAFTT-Konzept. So, dass es für jeden nachvollziehbar ist. 


In meinen Behandlungen vor Ort findet man das KRAFTT-Konzept genauso wieder, wie in meinem Online-Kurs (hier geht es zur Warteliste).


In diesem Artikel möchte ich dir das KRAFTT-Konzept vorstellen und dir die einzelnen Komponenten erläutern, sodass du es auch für dich und dein Pferd anwenden kannst

K - Kommunizieren

Der Grundstein für jegliches Training ist die Kommunikation. 


Wenn du nicht weißt, wie dein Pferd lern-psychologisch tickt, kannst du ihm auch nichts beibringen, erklären und schon gar nicht abrufbar machen. 


Ich habe für mich persönlich entschieden, dass ich mich größtenteils im Bereich der positiven Verstärkung bewegen möchte. Das heißt ich arbeite mit dem Clickertraining, um meinen Pferden etwas beizubringen. 


So müssen die Pferde, bevor man an gesunderhaltenes Training denken kann, zunächst mal lernen sich sanft führen zu lassen. 


Sie müssen die Ruhe entwickeln feine Signale aufzunehmen und ebenso fein zu antworten


Das ist mitunter ein Stück Arbeit, aber es lohnt sich hier Zeit und Muße zu investieren. 


Auf einem soliden Fundament baut man die schönsten und größten Häuser. 

Und was noch besser ist: Je solider das Fundament, um so stabiler das Haus.


 Du solltest diesen wichtigen Schritt also keinesfalls überspringen. 

Eure Kommunikation ist das wichtigste. 


Dein Pferd muss die Trense bzw. das Gebiss, das Halfter, den Kappzaum, die Zügel, die Gerte, am besten auch ein Target verstehen, bevor du anfängst an Lektionen zu denken. 


Du kannst das Equipment im Grunde frei wählen. Aber du musst es erklären. 


Wähle das Equipment für eure Kommunikation so aus, dass ihr zwei damit gut klarkommt. 


Hier ist es wichtig, dass es für euch passt und nicht, dass ihr den gleichen Fancy-Zaum wie Influencer XY oder euer Trainer habt.

 

Ich arbeite z.B. meistens mit einem schnöden Stallhalfter ohne Glitzer und einem altem, ausgefranstem, leichtem, kurzem Strick. 

Ein Target habe ich auch. 


Ich glaube normale Menschen benutzen das Ding als Staubwedel. 


Als Gerte dient wahlweise mein Finger, ein Stöckchen, ein Stück Sauerampfer-Stengel und meistens tatsächlich irgendeine Gerte unbekannter Herkunft. 


Aber für bestimmte Übungen nehme ich auch mal die Trense, den Kappzaum oder den Halsring. 


Wichtig ist, dass es für dich im Handling passt, dass es zur Übung passt und dein Pferd was mit dem Equipment anfangen kann. 

R - Registrieren

Als nächsten Schritt, geht es ans Registrieren. 


Und das betrifft in dem Fall vor allem dich und weniger dein Pferd. 


Es ist wichtig, dass du in diesem Schritt lernst, dein Pferd zu sehen. Du musst wahrnehmen, wie es sich fühlt und wo sich eventuell Anzeichen für drohende Probleme verstecken. 


Du musst sehen und fühlen lernen, wie sich ein lockerer Muskel bei deinem Pferd anfühlt und wie sich ein verspannter Muskel anfühlt.


Du musst lernen die Schmerzpunkte zu prüfen und regelmäßig schauen wie die Statik (beides lernst du in meiner Checkliste, die du dir hier herunterladen kannst) und vor allem wie die Bewegung deines Pferdes ist. 


Lerne Veränderungen wahrzunehmen und gesunde Bewegungsmuster zu erkennen


Nur dann kannst du sie später auch fördern. So kannst du z.B. herausfinden, ob dein Pferd eine bestimmte Schiefe aufweist und ob vielleicht eine Seite deines Pferdes mobiler ist als die andere. Das notierst du dann in deinem Trainingstagebuch.


 So kannst du Entwicklungen verfolgen und auch Schlüsse ziehen, was deinem Pferd guttut und was nicht. Braucht dein Pferd mehr Training oder mehr Pause? Welches Training hilft ihm, welches löst Probleme aus? 


Was ist für eure individuelle Situation gerade besonders hilfreich. Was bringt euch vorwärts, was nicht? Dir wird vielleicht auffallen, dass dein Pferd sich im Laufe der Arbeit anders hinstellt, dass sein Gesichtsausdruck oder sein Verhalten verändert sind. All das sind wichtige Indizien, die man nicht verpassen sollte. 


Es ist wichtig, wirklich immer wieder die rosarote Brille abzunehmen und sich sein Pferd ganz objektiv anzuschauen. Nur so kann man Entwicklungen registrieren.  Darüber habe ich diesen Artikel geschrieben. (klick)


Der Schritt „Registrieren“ ist übrigens, wie jeder andere Schritt auch, sowohl auf das gesamte Pferd, als auch auf jede einzelne Übung anzuwenden.

A - Aktivieren

Du kennst nun also eure „Baustellen“ und kannst Veränderungen an deinem Pferd wahrnehmen. 


Auch eure Kommunikation stimmt, und dein Pferd weiß etwas mit deinen Hilfen anzufangen. Nun heißt es, Muskulatur aktivieren, die deinem Pferd hilft, dich aktiv zu tragen. 


Vor allem die Rumpfträger und die tiefe Muskulatur im Pferdekörper ist hierfür entscheidend. 


Du solltest in diesem Schritt deinem Pferd beibringen bestimmte Muskelgruppen zu aktivieren und dies im Idealfall auch noch abrufbar machen. 


So bringe ich meinen Pferden z.B. bei, auf ein Signal hin die Brustmuskulatur anzuspannen. 


Außerdem verbessere ich in dieser Phase ganz gezielt die Koordination der Pferde. Ich aktiviere motorische Zentren, die dem Pferd erlauben die Beine ganz gezielt einzusetzen. Hierfür eigenen sich z.B. verschiedene Untergründe oder auch Turngeräte oder Bodenhindernisse. Allerdings setze ich diese Hilfsmittel erst ein, wenn mein Pferd die gewünschten Bewegungen auf festem Untergrund und ohne Hindernisse durchführen kann.

In der Phase des Aktivierens geht es also darum, Muskulatur zu aktivieren, die dein Pferd für das geritten werden / für die Bodenarbeit / für das Fahren etc. benötigt, um gesund zu bleiben. Eine absolut zentrale Rolle spielen hier die Rumpfträger. 


F - Fördern

Im vierten Schritt werden gesunde Bewegungen mit Hilfe der nun aktivierten Muskulatur gefördert.


Das heißt, man wiederholt diese Bewegungsmuster immer wieder, um diese Bewegungen im Gehirn zu verfestigen. 


So hat das Pferd auch eine Chance, die gelernten Bewegungsabläufe für sich privat zu nutzen.


Hier ist es wichtig darauf zu achten, dass man Bewegungen trainiert, die dem Pferd bei seiner Aufgabe helfen. 

So sollte ein Pferd, das geritten wird, z.B. sehr kompetente Rumpfträger entwickeln, die es genau zu bedienen weiß. 


Das verhindert, dass das Pferd während des gerittenen Werdens kompensieren muss und ggf. Schaden nimmt. Ein Fahrpferd muss dies ebenfalls lernen, hier muss allerdings eher die Schubkraft gefördert werden.


Selbstverständlich fördert man diese Bewegung zunächst mal ohne Reitergewicht. 


Denn erstmal muss ja das Bewegungsmuster sitzen, bevor man die Strukturen zusätzlich mit Gewicht belastet. 


Auch hier steht die „Thorax-Kontrolle“ an erster Stelle. 


Du solltest Bewegungen fördern, die Stabilität in dein Pferd bringen und es seinen Rumpf anheben lassen. 


Außerdem macht es Sinn, Bewegungen immer langsam zu fördern. Erst wenn die langsame Ausführung sitzt, kannst du diese Bewegungen auch in höheren Gangarten fördern. 

TT - Tragfähigkeit und Tragkraft

Der letzte Schritt ist die Erarbeitung von Tragfähigkeit und Tragkraft. 

Diese beiden Begriffe werden oft in einem Atemzug verwendet, sind jedoch zwei unterschiedliche Dinge


Wenn dein Pferd tragfähig ist, heißt das für mich. Dass es Bewegungen ausführen kann, die ihm helfen dich gesund zu tragen. 


Diese Bewegungen sind teilweise unnatürlich, oder zumindest – antrainiert, da das Pferd nicht unbedingt von allein auf die richtige Lösung kommt. 

Denn wie du dir schon denken kannst, ist die Fähigkeit etwas oder jemanden zu tragen für dein Pferd nicht unbedingt ein Naturgesetz. 


Das Tragen muss also geübt werden. Und dann ist das auch was ganz anderes als einfach nur den Reiter zu „ertragen“. 


Meiner Erfahrung nach ertragen die meisten Pferde ihren Reiter ganz wunderbar, das hat aber nichts mit dem aktiven Tragen zu tun, was ich anstrebe. 


Das Pferd muss lernen mit dem Reitergewicht in allen Lebenslagen umzugehen


Dafür muss es zunächst einmal sich selbst bzw. seinen Thorax so tragen können, dass es z.B. unbeschadet über längere Zeit im Kreis laufen kann. 


Und zwar bevor zusätzliches Gewicht im Spiel ist. 


Wenn das Pferd alle nötigen Skills hat, um sich und dich zu tragen, dann erst kommt die Tragkraft ins Spiel, die die langsam über Kraftausdauer-training aufgebaut werden muss. Das ist nichts anderes als Fleißarbeit. Was aber wichtig ist zu wissen: 


Ohne Tragfähigkeit keine Tragkraft und andersherum 😊 


In diesem Schritt kommen alle Übungen ins Spiel, die die Tragfähigkeit deines Pferdes fördern und werden zunächst ohne, später dann mit Reiter geübt. 

KRAFTT-Konzept

1.    Kommunizieren

2.    Registrieren

3.    Aktivieren

4.    Fördern

5.    Tragfähigkeit und Tragkraft



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