Der Vollblüter Hazim lebt in einer wunderschönen Reitanlage in einem großzügigen Paddock-Box.
Er steht allerdings nur nachts in dieser Box.
Tagsüber ist er mit einigen Kumpels in einem großen Auslauf, sodass er sich frei bewegen und spielen kann.
Dröseln wir das einmal auf; was könnte hier ein Stressfaktor sein?
Gefüttert wird 2x täglich eine große Portion Heu und ebenfalls 2x täglich gibt es Krippenfutter.
Die Fütterung ist für Hazim immer eine stressige Zeit.
Er steht weit hinten in der Stallgasse und es dauert bis der Buffetwagen mit dem Krippenfutter bei ihm ankommt.
Zu dieser Zeit ist es immer unruhig im Stall.
Hazim ist genervt und gestresst, denn obwohl seine Box mit 5x5m wirklich sehr groß ist, stehen seine Boxen-Nachbarn immer noch innerhalb seines persönlichen Bereichs.
Seine Individual-Distanz – also die Distanz, die ein anderes Pferd einhalten sollte, damit Hazim sich wohl und nicht bedängt fühlt, hat einen Radius bei etwa 10m. Das ist ein normaler Wert für ein Pferd.
Bei Ponys wie Isländern ist der Radius meist kleiner.
Das heißt, dass immer mindestens einer seiner Boxen-Nachbarn in seinem persönlichen Bereich steht. Und das eigentlich nicht nur während der Fütterung, sondern immer.
Das macht ihm in der Zeit, in der er in der Box steht Stress.
Akuten, Stress während der Fütterung und chronischen Stress in der übrigen Zeit.
Diesen chronischen Stress sieht man Hazim allerdings kaum an, vermeintlich entspannt seht er in der Box, oder auf dem Paddock, meistens mit dem Kopf zur Wand und döst friedlich vor sich hin.
Wer genau hinschaut, kann allerdings erkennen, dass seine Maulpartie und die Kaumuskeln immer leicht angespannt sind.
Nach Hazims Frühstück beginnt die Zeit im Auslauf. Etwa gegen 10.00h wird er mit seinen Kumpels rausgebracht.
Der Auslauf hat locker 400qm, ist also ungefähr so groß wie ein halber Reitplatz.
Die Anlage ist sehr groß und es gibt mehrere von diesen großen Paddocks.
Er und 5 weitere Wallache, die er bereits gut kennt, verbringen den Nachmittag zusammen draußen und können spielen. Die Gruppe ist seit über einem Jahr fest zusammen und es gibt keinen Stress durch wechselnde Belegschaft.
Freundschaften konnten entstehen und diejenigen die sich nicht so sehr mögen haben sich arrangiert. Von der Gruppenzusammenstellung her geht also ein Stress aus.
Nun ist Hazim aber ein Vollblut-Araber.
Ein Langstreckenläufer.
Ein Trinker der Lüfte.
Die 20x20m Auslauf reichen ihm nicht aus, um seinen Bewegungsdrang zu stillen.
Er kann zwar mit seinen Kumpels spielen, aber eigentlich hat er ein Bedürfnis nach einem lang- gestreckten Galopp über das Feld.
Zum Glück hat er allerdings ein Frauchen was dieses Bedürfnis regelmäßig – also so 1x im Monat stillen kann – zumindest im Sommer.
Die Zeit im Auslauf geht gegen 17h zu Ende.
Damit es nicht zu viel Stress in den Gruppen gibt und den Paddock nicht zu sehr verdreckt wird auf den Paddocks kein Raufutter angeboten.
Nicht das Hazim es nötig hätte, er ist gut im Futter, aber so kommen doch immerhin 7 Stunden Fresspause zu Stande, was Hazim auch ein wenig stresst.
Und du siehst schon. Für Dauerfuttersucher und Dauerbeweger ist die Bewegungszeit für Hazim einfach zu wenig.
Denn nach den 7 Stunden Paddock-Zeit stehen ihm wieder 13 Stunden in der Paddock-Box bevor.
Wir sagen zwar – das Pferd steht „nur“ in der Nacht drinnen. Aber dann stellt sich die Frage – wie lang ist denn die Nacht? Und könnte die Nacht für ein so bewegungsfreudiges Pferd wie Hazim evtl. etwas zu lang sein?