Pferdereha Wirtz

Die meisten Menschen übersehen das beim Training

Antje Wirtz • 9. Februar 2022

Die meisten Menschen übersehen dieses wichtige Gesetz beim Pferdetraining

In diesem Artikel erfährst du was dir die Augen öffnen wird, wenn du über das Training deines Pferdes nachdenkst. Denn oft werden die Emotionen im Pferdetraining nicht in den Mittelpunkt gestellt - warum das ein fataler Fehler sein kann, erkläre ich dir im folgenden Artikel:

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Es gibt ein kleines Männchen welches dir auf der Schulter sitzt. Es ist immer da und lauert. Du kannst es nicht abschütteln. Es guckt dir zu. Jederzeit und es bewertet was du tust…

 

Nein, ich meine nicht deinen inneren kleinen Teufel oder Engel ;-)

 

Wovon ich spreche, ist wissenschaftlich ausgedrückt, ein etwas sperriger Begriff:  klassischen Konditionierung.


Wir Trainer sagen immer: „die klassische Konditionierung sitzt dir auf der Schulter“. Weil sie immer da ist und die Trainingsergebnisse beeinflusst. 


Lass mich das etwas konkretisieren

Die klassische Konditionierung ist lernen, was unterbewusst und automatisch stattfindet. 

Anders als bei der operanten Konditionierung (Artikel 5) wird hier nichts ausprobiert und dann "Schlüsse" daraus gezogen, sondern das Lernen findet im Hintergrund statt.

Kennst du das Experiment vom sabbernden Hund?

Es war einmal vor langer Zeit. Da wollte ein schlauer Mann namens Pawlow irgendwas über die Sabber von Hunden wissen. 


Dazu fixierte er die Hunde in einem Gestell und präsentierte ihnen leckeres Futter, daimit ihnen das Wasser im Maul zusammenlief. 


Die Sabber fing er auf und untersuchte sie. Doch das ist jetzt nicht das Thema


Denn das war gar nicht der Witz des Ganzen….

Pawlow viel auf, dass die Hunde schon anfingen zu sabbern, wenn der Pfleger, der das Futter brachte, den Raum betrat. 


Auch ohne Futter


Das fand er spannend und konzipierte eine eigene Versuchsreihe: 


Er ließ eine Glocke ertönen und dokumentierte: Kein Speichelfluss.

Er präsentierte das Futter und dokumentierte: Speichelfluss.


Er ließ für eine Weile die Glocke läuten, bevor er das Futter präsentierte. 


Nach einiger Zeit konnte er folgende Beobachtung dokumentieren: Speichelfluss nach Glockenläuten – auch ohne Futter


Der Hund hatte also gelernt, dass kurze Zeit nach der Glocke das Futter gebracht wurde und sein Körper reagierte unwillkürlich damit, dass ihm das Wasser im Maul zusammenlief. 


Das kennst du auch:

Du bist in der Stadt unterwegs und hinter einer Ecke lauert ein Crêpes-Stand…. 



Du musst den Stand nicht mal sehen. Der leckere, süße Duft der dir in die Nase weht, lässt deinen Körper automatisch checken, ob du zufällig noch Platz im Magen für eine Leckerei hast. 


Urplötzlich fällt dir auf: „ein bisschen Hunger hab ich schon“. Und zack, schon stehst du am Crêpes-Stand.


Spätestens nachdem du bestellt hast, läuft dir das Wasser im Mund zusammen

Bei mir reicht es sogar schon, wenn ich dir von Crêpes erzähle ;-)


Hier haben wir also unsere erste kleine Lernkette aufgedröselt. 


Vielleicht gibt es bei deinem Pferd auch eine solche Lernkette, die dir jetzt in den Kopf kommt? 


Beispiel:

Du fährst auf den Hof – dein Pony hört dein Auto. 


Dein Pony weiß witzigerweise ganz genau, wie sich dein Auto anhört. Es setzt sich sofort in Bewegung, um dich am Koppelzaun zu begrüßen. Seine Lernkette sieht wie folgt aus: 


Motorengeräusch = Frauchen kommt = Frauchen kommt = Jippiiieh, Begrüßungsmöhre! 


Denn dein erster Gang ist selbstverständlich: Zum Pony: Begrüßungsmöhre überreichen.


Bei der klassischen Konditionierung ist es so, dass das Lernen unbewusst stattfindet. 


Und es macht nicht halt bei „Verhalten“, also bei Dingen, die dein Tier tut. 


Sondern es gilt auch bei Dingen, die das Pferd fühlt, emotional und körperlich. 


Das heißt das Pferd beschließt nicht: „ich freue mich ab sofort, wenn Frauchen auf den Hof fährt“, sondern es macht die Erfahrung, dass nach dem Auto die Möhre kommt. 


Die Freude kommt dann mit der Möhre und verwandelt sich mit der Zeit in Vorfreude schon nachdem es das Motorengeräusch wahrgenommen hat.



Du weißt jetzt, dass es Lernketten gibt, die automatisch gelernt werden und die immer im Hintergrund mitlaufen. 


Wie ein Virenscanner 


Und du weißt auch, dass z.B. Emotionen, die an bestimmte Situationen gekoppelt sind erlernt werden können.

Wie kannst du dir dieses Wissen jetzt zu Nutze machen? 

Stell dir vor, du möchtest mit deinem Pferd verladen trainieren. 



Für viele Pferde und Besitzer ist das Verladen eine stressige Situation. Der Anhänger, die Rampe, das Eingesperrt sein, der Transport….


Da ist es schwer gute Laune zu behalten und viele Pferde entwickeln eine kleine Anhänger Phobie. 


Stell dir also vor, du hast ein Pferd, welches du trainieren möchtest, auf den Anhänger zu gehen.


Und nun weißt du – die Gefühle trainierst du durch die klassische Konditionierung immer mit.


Wenn du jetzt ein Pferd haben möchtest, welches mit möglichst wenig Stress und ohne schlechtes Gefühl den Anhänger besteigt – wie sollte dann die Trainingssituation idealerweise aussehen? 


Wenn man bedenkt, dass Gefühle, Emotionen, ja sogar die ganze Umwelt mit trainiert wird?

 

Ich sorge im Training dafür, dass es dem Pferd gut geht.

 

Es sollte meiner Meinung nach in der Trainingssituation nicht geschubst und gejagt oder bedroht werden. 


Außerdem ist es wichtig, den Erregungszustand immer genauestens im Blick zu behalten 


Denn auch, wenn ich ausschließlich mit Lob trainiere, darf ich nicht die Emotionen aus den Augen lassen.


Trainiere ich ein gestresstes, angespanntes Pferd, dann kaufe ich mir die Emotion immer mit ein. 


Egal ob ich damit arbeite es mit Leckerchen zu Loben oder Druck nachzulassen. 


Ein Pferd, dass beim Anhänger-Training angespannt ist, wird lernen „immer wenn wir Anhänger-Training machen, bin ich angespannt oder gestresst“ – irgendwann kommt der Stress dann schon auf, wenn du den Anhänger zum Training bereits stellst --- und „Schwupps“, geht auch die Vorfreude die mit dem Motorengeräusch verknüpft ist flöten und wandelt sich in Skepsis: "heute Möhre oder Hänger??"


Wichtig ist sich klarzumachen: Das Pferd entschließt sich nicht bewusst angespannt und gestresst zu sein. Es passiert einfach, weil ich in diese Situation rein trainiere und das Gefühl auch immer, immer, immer mit belohne, falls ich z.B. mit Belohnungen arbeite.



Andersherum: Wenn ich ein Pferd ohne – Verlade-Trauma habe, habe ich die besten Voraussetzungen ein verladefreudiges Pferd zu bekommen. Von Anfang an soll der Anhänger Spaß machen und dem Pferd Freude, Lob, Anerkennung und natürlich besonders großartige Leckerchen einbringen.


Das Pferd soll sich genauso freuen, wenn ich die Anhängerklappe öffne, wie wenn ich aus dem Auto steige – verstehst du was ich meine? 


Nun bekommst du noch eine Aufgabe von mir:

Überlege mal ganz in Ruhe, wo es Situationen mit deinem Pferd gibt, wo klassische Konditionierung stattgefunden hat. 


Und auch wo du dir diese Erkenntnis zu Nutze machen könntest?


Vielleicht ahnst du schon, worauf ich hinauswill? 

Genau Entspannungstraining


Wie man das am besten mit Hilfe der klassischen  und operanten Konditionierung angeht, werden wir ganz genau in meinen Online-Workshop „Ganzheitliche Entspannung für Pferdekörper und Seele“ besprechen: 


Im März werden wir starten und wenn du dabei sein willst, kannst du dich hier auf die Warteliste eintragen


Dort ist Entspannungstraining ein Thema und auch körperliche Entspannung. 


Du lernst Massage, Faszien und Mobilisierungstechniken und sogar Akupressur wird Thema sein. 


Jede Menge geballtes Wissen rund um die Entspannung und Muskelpflege für dein Pferd. 


Wenn du das nächste Mal beim Pferd bist, denk mal an das Männchen auf deiner Schulter und versuche mal einzuordnen: 


Was ist klassische Konditionierung, 

was ist operante Konditionierung? 


Was du weißt nicht was operante Konditionierung ist? 


Dann lies diesen Artikel. Dort habe ich beschrieben was es damit auf sich hat.

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