Pferdereha Wirtz

Equines Asthma 1: Husten, seine Vorboten und was du tun kannst

Antje Wirtz • 25. November 2021

Equines Asthma 1: Was du tun kannst und wie du es erkennst

Dein Pferd hat Husten, COB, Equines Asthma oder eine Allergie? Im ersten Teil der Serie über Equines Asthma wirst du erfahren, worum es sich bei dieser Krankheit handelt, und was deine ersten Maßnahmen sein sollten, um ihr entgegenzuwirken.

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Podcast #4
Ich beziehe mich in diesem Artikel auf die NICHT – infektiösen Lungenerkrankungen. Bei der Diagnostik z.B. durch eine Bronchoskopie mit Untersuchung des Schleims aus der Luftröhre, wird dein Tierarzt zu beginn feststellen, ob es sich um eine infektiöse Lungenerkrankung durch Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten handelt und – sollte eine Infektion vorliegen eine entsprechende Behandlung einleiten. 

Dein Pferd hustet, und hat die Diagnose Equines Asthma bekommen? Dein Pferd hat COB, wahlweise auch COPD, IAR, RAO oder einfach „nur“ eine Pollenallergie?

Gerade zu Beginn der Diagnose, fragst du dich sicher, wie du deinem Pferd nun optimal helfen kannst und stehst bei der Fülle an Informationen wie ein Ochs vorm Berg. Ich habe hier einen kleinen Überblick zusammengestellt, mit den wichtigsten Informationen, die du am Anfang benötigst. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Equines Asthma ist der Oberbegriff für verschiedene obstruktive Lungenerkrankungen beim Pferd.


Der Begriff ist noch nicht sehr alt und löst Diagnosen wie COB/ COPD (= chronisch obstruktive Bronchitis / chronical obstructive pulmulary disease) und Dämpfigkeit ab. Das C in COB steht dabei für chronisch – hat dein Pferd länger als 6 Wochen Probleme mit den Atemwegen bist du im chronisch- Club dabei.

Die COPD gibt es übrigens bei Pferden nicht – das ist eine Bezeichnung aus der Humanmedizin, der sich hier und da in die Pferdewelt verirrt hat und dann Synonym zu COB benutzt wird.

 

Man unterscheidet beim Equinen Asthma zwischen IAD (= inflammatory airway disease) und RAO (= recurrent airway obstruction). IAD sind die milden bis moderaten Formen des Equinen Asthma, hier sieht man wenig bis keine Symptome, vor allem fällt auf, dass die Leistungsbereitschaft der Pferde nachlässt – du würdest dann vielleicht bemerken, dass dein Pony schneller aus der Puste ist und auch länger braucht um wieder zu Atem zu kommen. RAO beschreibt die schwere Form, hier siehst du bei den Pferden geblähte Nüstern, angestrengte Atmung, die sogenannte Bauchatmung oder Bauchpresse oder sogar Atemnot

 

Die Pferde habe geschwollene Schleimhäute in der Lunge und häufig Probleme beim Ausatmen, weshalb sie mit dem Bauchmuskel nachhelfen, um die Luft aus den Lungen zu pressen. So kommt es zur sogenannten Bauchatmung und im weiteren Verlauf sieht man hinten am Bauch auch eine sogenannte Dampfrinne. 


Geschädigte Lungenzellen haben leider die schlechte Angewohnheit mehr Schleim zu produzieren. Dieser Schleim ist zumeist weißlich und flüssig bis zäh. 


Alter Schleim, der schon länger in der Lunge liegt, ist sehr zäh, manchmal wie Kaugummi und hat einen gelbstich. Das bekommst du nur zu sehen, wenn sich der Schleim zu lösen beginnt, was immer Ziel einer Therapie ist. 


Solltest du bei deinem Pferd nach Belastung weiße, womöglich zähe Schleimspuren finden, ist es an der Zeit aufzuhorchen. Hier ist oftmals schon eine Lungenerkrankung auf dem Vormarsch oder steht in den Startlöchern. 


Gesunde Lungenzellen produzieren klares, wässriges Sekret was auch mal in der Nase zu sehen ist. Dies ist völlig unbedenklich und normal. Sobald dieses Sekret aber undurchsichtig wird, ist ein krankhaftes Geschehen im Gange. Bei gelbem Ausfluss ist sofort ein Tierarzt zu Rate zu ziehen, da dies meistens ein Infekt ist und sofern schnell gehandelt wird, gibt es gute Chancen, dass kein bleibender Schaden entsteht. 


Siehst du bei deinem Pferd weißen Schleim, auch in geringen Mengen, kannst du davon ausgehen, dass die ein oder andere Lungenzelle schon „einen wech“ hat und bei dir müssen die Alarmglocken bimmeln und du könntest dir schonmal überlegen, ob du langfristig die Haltung optimieren kannst, um die Kuh vom Eis zu holen bevor das Kind in den Brunnen fällt – oder die Kuh ins Wassser in dem Fall.


 Bedenke, sichtbarer Schleim ist immer ein Symptom, das ernst zu nehmen ist. Denn dann ist die Schleimproduktion schon so gesteigert, dass der Schleim nicht mehr komplett abgeschluckt werden kann. Denn das Abschlucken ist Plan A – erst wenn die Menge größer wird, kommt es auch aus der Nase.


Das hat vor und Nachteile – immerhin sieht man den Schleim und kann seine Konsistenz und Optik beurteilen, der Nachteil ist: Es ist auf jeden Fall so viel Schleim vorhanden, dass das Pferd ihn über die Nüstern loswerden muss. 


Husten ist leider immer ein Spätsymptom

Wenn Husten auftritt, ist das Kind tatsächlich schon vor längerer Zeit in den Brunnen gefallen, und es wird wirklich höchste Zeit etwas zu tun. Nimm das auf jeden Fall ernst. 


Die Lunge des Pferdes ist riesig und die Hustenschwelle viel, viel höher als bei uns Menschen – wir husten ja schon bei dem kleinsten Kratzen im Hals. Das ist bei den Pferden ganz anders. 


Hier möchte ich auch nochmal einschieben, dass der Husten an sich überhaupt nicht der Feind ist.

 

Husten ist nur ein Symptom, manchmal ist er sogar positiv, nämlich dann, wenn sich feste Schleim durch die Therapie zu lösen beginnt und deswegen einen Hustenreiz auslöst. Ich habe das nicht selten, dass Pferde die hier in der Reha ankommen zunächst etwas mehr husten oder sogar erst hier mit dem Husten anfangen, da sich der festsitzende Schleim zu lösen beginnt und den Hustenreiz auslöst. 


Wer wirklich euer Feind ist, ist der Schleim, der sich manchmal unbemerkt über Jahre in der Lunge ansammelt und durch reines Abhören nicht mal unbedingt zu finden ist. Weil er sich so unbeweglich in der Lunge festkrallt, dass der beste Tierarzt ihn nicht immer hören kann. 


Auch bei der Atemfrequenz verhält es sich ähnlich, diese ist bei einem beginnenden Lungenschaden in Ruhe meistens noch normal und erst unter Belastung auffällig. Die normale Atemfrequenz eines Pferdes in Ruhe liegt übrigens bei 8 – 16 pro Minute. Bei Isländern kann man ruhig von 16 Atemzügen die Minute ausgehen. 


Bei maximaler Anstrengung, kann bei einem gesunden Pferd die Frequenz auf bis zu 150 Atemzüge pro Minute ansteigen.


Mach dir gerne mal den Spaß und zähle mal die Atemzüge deines Pferdes in Ruhe.


Ist die Frequenz über 16 Züge die Minute ist sie schon erhöht und sollte im Auge behalten werden. 


Nun hat das Kind einen Namen, aber nun folgen die Informationen die dir helfen, wenn du eine Diagnose bekommen hast oder wenn dein Pferd Anzeichen einer Lungenproblematik zeigt.

 

Folgende Maßnahmen kannst du selbst ergreifen und solltest du auch schon in Erwägung ziehen, wenn dein Pferd „nur ab und zu mal“ hustet.

Zum einen ist es essenziell, dass die Haltung für dein Pferd optimiert wird.

 

Im Grunde ist es dann auch egal, ob dein Pferd die Probleme aufgrund von Staub, Schimmelpilzen, Futtermilben oder Pollen hat. Die Lunge ist gereizt und jede zusätzliche Belastung muss, soweit es in unserer Hand liegt, ausgeschaltet werden. 


Was ist zu tun?

1. Kein Stroh als Einstreu – suche eine staubfreie Alternative wie entstaubte Einstreu aus Raps- oder Leinstroh, Späne oder Pellets, es gibt hier jede Menge Alternativen und du musst schauen, was für dich passend ist. 


2. 24h frische Luft! Im Stall staut sich Ammoniak und Staub. Auch Pilzsporen aus Heu und Stroß fliegen dort umher. Das ist für die gereizte Lunge kein Zuckerschlecken. 


Also: Frische Luft - Und zwar nicht nur durch ein Fenster oder eine Tür – dein Pferd sollte, wenn es irgendwie geht, einen Offenstall bewohnen. Nicht nur die frische Luft 24h am Tag sind wichtig, sondern auch die zusätzliche Bewegung. 


Wenn die Pferde blöd gesagt einfach nur aufm Deich rumstehen und sich den Wind um die Nase wehen lassen, dann ist es damit allein auch nicht unbedingt getan. 


3. Das Heu sollte gewässert oder bedampft werden!

Ich weiß, das ist mit Aufwand verbunden. Aber wenn du deinem Pferd nachhaltig helfen willst, kommst du um diese Maßnahme nicht herum. Heulage ist im Notfall auch möglich, bedenke aber, dass das wiederum den Stoffwechsel negativ beeinflusst und das vor allem der Dickdarm eng mit der Lunge zusammenhängt und dass Störungen der Darmflora sich auf die Lungenfunktion und vor allem das Immunsystem auswirken können. Das ist vor allem dann wichtig, wenn dein Pferd an Pollenallergien leidet. Generell gilt, Heulage ist kein perfektes Pferdefutter – trozdem ist eine gute Heulage immernoch besser als schlechtes Heu. 


In jedem Fall sollte das Rauhfutter eine gute Qualität haben und frei von Schimmelpilzen sein


Wenn du das Heu wässerst, hast du den kleinen Nachteil, dass Bakterien und Pilze nicht getötet werden. Staub wird dennoch gut gebunden und belastet die Lunge nicht weiter. Da die Bakterien und Pilze dann zwar lebendig mitgefressen, aber nicht eingeatmet werden, wird dies von den meisten Pferden sehr gut vertragen. Es ist aber hierbei wichtig, dass es nach der Wässerung nicht mehr lange gelagert wird, sondern direkt zum Fressen angeboten wird. Je öfter man am Tag füttern kann, desto weniger Bakterienbelastung durch das liegende, nasse Heu hat man. Ich fahre mit 2-4x täglicher Fütterung – je nach Witterung sehr gut.

 

Es gibt auch die Möglichkeit, das Heu zu bedampfen.

Bei bedampftem Heu hast du den Vorteil, dass die eben erwähnten Plagegeister abgetötet werden, allerdings wird bedampftes Heu von sehr staubempfindlichen Pferden manchmal etwas schlechter vertragen als gewässertes. Das muss man letztendlich einfach ausprobieren.


Neben der richtigen Einstreu, dem richtigen Stall und dem guten Raufutter ist noch ein weiterer Punkt auf der Liste der auf jeden Fall zu beachten ist. 


4. Dein Pferd sollte viel Bewegung haben und wie oben schon gesagt, auch in seiner Freizeit. Wenn du auf einem Reitplatz oder in einer Halle reitest, solltet du darauf achten, dass auch hier die Staubbelastung so gering wie möglich ist.


Ich werde die Art und Weise der Bewegung in einer weiteren Podcast Episode nochmal etwas genauer beleuchten. 


Das Thema "Equines Asthma / Husten beim Pferd ist sehr umfangreich und es wird noch weitere Artikel zu diesem Themengebiet geben. Ich werde für dich in Kürze einen Artikel zur Inhalation und weiteren Therapieverfahren verfassen und auch beleuchten welche Möglichkeiten es zur Diagnostik gibt und dir zeigen, was du außer der oben genannten wirklich wichtigen Dinge noch tun kannst.

 

Ich freue mich wenn dir dieser Artikel dir weiter geholfen hat und interessant für dich war. Wenn er dir gefällt, teile ihn auf Facebook.

 

Ich wünsche dir und deinem Pferd einen zauberhaften Tag. 


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