Pferdereha Wirtz

Warum die Sehnengesundheit im Rumpf beginnt

Antje Wirtz • 17. November 2021

Warum die Sehnengesundheit im Rumpf beginnt

 
In dieser Folge erfährst du, was der Rumpf und seine Muskeln mit einem Sehnenschaden zu tun haben könnten

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Im letzten Artikel habe ich darüber geschrieben, was man tun kann, wenn das Pferd einen Sehnenschaden hat oder hatte und was man vermeiden sollte. 

Unter Anderem habe ich empfohlen, die Ursache einer Überlastung abzustellen und das ggf. schädliche Bewegungsmuster des Pferdes zu behandeln und dem Pferd zu zeigen, wie es seinen Körper von nun an am besten einsetzt, um ggf. einen Reiter zu tragen.  

Und vielleicht hast du es gesehen, am Dienstag habe ich auf Insta ein Bild von einem Pony in einer Kurve zur Blickschulung gepostet. 

Was das nun miteinander zu tun hat, dazu komme ich in diesem Artikel.


 

Auf dem Foto siehst du meinen Wallach und mich vor recht vielen Jahren – wie man deutlich am Gesichstvergleich erkennen kann.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Smoky nichts dagegen hat. wenn ich ihn hier als Anschauungsobjekt nutze – er hat mir schon immer viel beigebracht und es wäre ja schade, wenn er jetzt damit aufhören müsste, weil er seit ein paar Jahren nicht mehr unter uns weilt.

Ich scrolle also durch alte Bilder und blieb bei diesem hängen. Warum? Weil ich hier jetzt Dinge erkenne, die mir zu der damaligen Zeit niemals aufgefallen wären. Und ich hoffe ein bisschen, dass es dir auch so geht und ich dir jetzt eine Form der Bewegung erklären kann, die Strukturen wie Bänder und Sehnen überlastet.

Du merkst, da schließt sich der Kreis zum Artikel über den Sehnenschaden 😊

Das Pony auf dem Foto wird durch eine enge Linkskurve geführt. Das hatte zum damaligen Zeitpunkt keine besondere Bedeutung und das sollte auch keinen Zweck erfüllen. Wir waren nur auf der Durchreise zur nächsten Zirkuslektion.


Man erkennt auf dem Bild, dass der Halsansatz abgeknickt ist. Eine gute Stellung und Biegung gibt es hingegen nicht. Der Kopf kommt so deutlich aus der Körpermitte heraus. Was mir bei diesem Foto besonders aufgefallen ist, ist dass sein inneres Vorderbein gar nicht mehr senkrecht steht, sondern in eine Schiefe geraten ist. Das wiederrum bedeutet, dass all seine Gelenke und Bänder auch schief und damit einseitig mehr belastet werden.

 

Dann lege ich noch mein Augenmerk auf dem Rumpf, genauer gesagt auf dem Thorax. Der Rumpf ist instabil und legt sich richtig in die Kurve – er rotiert so nach Innen, das der Widerrist nicht mehr Richtung Himmel zeigt, sondern nach Links in die Kurve hinein. 


Ok, jetzt nicht im rechten Winkel – dann wäre das Pony ja bereits umgefallen, aber die Verschiebung ist dennoch deutlich. 


Schon allein diese 3 kleinen Hinweise zeigen deutlich auf, dass das Pony in diesem Moment keine ausreichende Aktivität der Rumpfträger hat und es in dieser Kurve nicht in der Lage ist, den Brustkorb so stabil zu halten, dass die Füße gerade fußen können und keine einseitige Überlastung erfahren. 


Glücklicherweise sitzt in diesem Moment keiner auf dem Pony. Aber ganz ehrlich – ich kann mich daran erinnern, dass ich auch geritten solche Kurven absolviert habe – aber ich wusste es ja auch nicht besser. Ich hatte keine Ahnung wie wichtig es ist, dass ein Pferd seinen Rumpf stabil halten kann. 


Deswegen schreibe ich diesen Artikel.


Damit du es besser weißt als ich damals 😊

Stell dir mal vor, wie hoch die Belastung wäre, wenn das Pony jetzt noch in einer höheren Gangart und mit einem Reiter drauf unterwegs gewesen wäre 


– ab einem gewissen Punkt wäre er wahrscheinlich wirklich einfach umgefallen in der Kurve – 


zumindest, wenn man jetzt mal davon ausgeht, dass es ihm wie vielen Freizeitpferden geht und er einfach keine Ahnung hatte, wie man die Rumpfträger in einer Kurve korrekt „bedient“ und sie nicht nur aus Bequemlichkeit nicht nutzt.


Anmerkung der Redaktion: ich bin ziemlich sicher, dass mein Pony keine Ahnung hatte, dass er überhaupt Rumpfträger besitzt ;-)


Aber was sind nun eigentlich diese ominösen Rumpfträger?

Die Teilnehmer des KRAFTT-Tragekurses müssen alle lernen und verstehen was genau es mit dieser Muskelgruppe auf sich hat und wie sie ihrem Pferd beibringen diese so zu nutzen, dass das Tragen eines Reiters ein Kinderspiel wird.


Der Rumpf des Pferdes und die Vorderbeine des Pferdes haben keine knöcherne Verbindung!


Das heißt, der Rumpf ist ausschließlich über weiches, dehnbares Gewebe mit den Vorderbeinen verbunden. 


Es gibt kein Schlüsselbein wie bei uns, das verhindert, dass der Thorax die Vorderbeine verlässt, wenn sich alle Muskeln und Bänder in Luft auflösen würden. 


Die Konstruktion ist total genial, denn über die muskuläre Aufhängung des Vorderbeins an den Rumpf ist die Federung total klasse. Der Muskelapparat fungiert also zusätzlich als Stoßdämpfer


Wenn – ja wenn – die Muskeln nicht ausgerechnet gerade verspannt und damit ungeschmeidig sind. Dann ist die Stoßdämpfer-Funktion eingeschränkt und die Gelenke Sehnen und Bänder des Vorderbeins werden nicht mehr so schön „gefedert“.


Also müssen wir zum einen sehen, dass diese Muskeln geschmeidig sind.


Lange Stehzeiten und Überlastung oder Fehlbelastung lassen Muskeln verspannen.


Maßnahme 1: Pony in den Offenstall stellen und immer ausreichend bewegen, damit die Muskeln geschmeidig bleiben. Wenn man nicht reiten möchte, reicht das aus, um die Stoßdämpfer Funktion zu unterstützen


Willst du dein Pferd aber nutzen, also z.B. Reiten, Kutsche fahren, Longieren, musst du zusätzlich die Rumpfträger trainieren, damit sie stark genug sind, um dieser unnatürlichen Belastung stand zu halten. 


Denn was würde passieren, wenn man dies nicht berücksichtig


Du kennst die Antwort: Mal abgesehen davon, dass es schmerzhafte Verspannungen geben kann, steht ja ein gerittenes oder im Kreis bewegtes Pferd noch vor den Herausforderungen des zusätzlichen Reitergewichts, ggf. gepaart mit den physikalischen Kräften aus Geschwindigkeit und Fliehkräften (Höhere Gangarten, Kreisbahn). 


Wenn das Pferd nicht gelernt hat seine Rumpfträger richtig einzusetzen, und / oder diese zu schwach sind kommt es sehr schnell zu dem Bild was mein Pony auf dem Foto so "schön" zeigte. 


Und jetzt kannst du dir vielleicht auch vorstellen, woher schleichend überlastete Sehnen kommen können. 


Es kann sogar so weit kommen, dass der Thorax durch das Reitergewicht mit der Zeit absackt, denn die Muskeln sozusagen etwas „ausleiern“ ganz salopp gesprochen. 


Was wiederum Schmerzen zur Folge hat und zusätzlich den empfindlichen Übergang zwischen Hals und Brustwirbelsäule belastet und staucht.


Das Pferd gerät in eine Trageerschöpfung. 


Manchmal sehr offensichtlich. Manchmal muss man etwas genauer hinsehen. 


Ein trageerschöpftes Pferd darf nicht mehr geritten werden!


Es ist also wichtig, die Rumpfträger deines Pferdes zu pflegen und zu trainieren. Außerdem muss es lernen, diese Muskulatur so einzusetzen, dass solche Bewegungen wie auf dem Foto möglichst nicht mehr entstehen – wenigstens dann nicht, wenn das Pferd „genutzt“, also in irgendeiner Form unnatürlich bewegt wird. (Reiten, Kutsche ziehen, longieren….).


Noch ein kleiner Hinweis. Wenn dein Pferd schon deutlich Trageerschöpft ist, und du schon einiges versucht hast, um ihm da rauszuhelfen, bisher aber nichts funktioniert hat. Dann schau doch mal, ob der KRAFTT-Tragekurs was für dich ist.


Die richtige „Verwendung“ der Muskulatur für das „geritten werden“, muss ein solches Pferd erst üben – wenn die Bewegung richtig ausgeführt wird. Dann wird auch das Training gegen die Trageerschöpfung fruchten. Andernfalls drehst du dich bestenfalls nur im Kreis. 


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Und wenn nicht, dann trägste dich halt wieder aus 😉

Du hast Fragen? Schreib mir gerne eine Mail. Ich freue mich über den Kontakt zu dir und deinem Pferd.


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